Ein Denkmal der deutschen Industriegeschichte
Erbaut in nur zehn Jahren von 1836 bis 1846 verband der Ludwig-Donau-Main-Kanal die Donau mit dem Main und stellte damit eine schiffbare Verbindung zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meer her. Als wichtiger Transportweg förderte er die wirtschaftliche Entwicklung Bayerns. Teile der berühmten Kettenbrücke in Pest (Budapest) wurden von London aus über diesen Kanal verschifft.
Bei einer Gesamtlänge von 172,44 km durchquerte er fünf Flusstäler und führte über die europäische Wasserscheide im Fränkischen Jura. Insgesamt wurde ein Höhenunterschied von 266 Metern überwunden. 60 Geländeeinschnitte, 70 Dämme und 100 Kammerschleusen wurden errichtet. In sieben Städten entstanden Kanalhäfen, dazwischen befanden sich 15 Anländen. Fünf Straßenunterführungen und zehn Kanal- sowie rund 100 Straßenbrücken integrierten den neuen Wasserweg in das bestehende Verkehrsnetz.
Schleuse 94 in Eggolsheim
Der Ludwig-Donau-Main-Kanal musste zwischen Donau und Main mit 100 Schleusen 264 Meter Höhenunterschied bewältigen: 80 m mit 32 Schleusen von Kelheim hinauf zur Scheitelhaltung, 184 m von dort mit 68 weiteren Schleusen hinab nach Bamberg.
Die gut 34 m langen und knapp 5 m breiten Schleusen überwanden jeweils eine Höhe von 2,30 bis 3,20 Metern. Eine Kammerfüllung erforderte bis zu 500 m3 Wasser. Zur Wasserersparnis konnte man viele Schleusen mit einem Zwischentor auf 26,2 m verkürzen. Dies reichte für die 24 m langen Regelkähne, während Langholztransporte die Schleusenkammer oft ganz ausfüllten.
Die heute trockene Schleuse 94 ist nach umfangreichen Sanierungen 2017 als begehbares Denkmal eröffnet worden. An der Stelle des in den 1980er Jahren abgerissenen Schleusenwärterhauses steht heute ein Informationspavillon, der in seinen Abmessungen das ehemalige Schleusenhaus nachzeichnet.
Der Düker unter dem Kanal ist bei trockenem Wetter auf eigene Gefahr begehbar.
Eine der größten Schleusen des Kanals
Die Schleuse 94 war eine der zentralen Schleusenanlagen im Regnitztal. Sie hatte mit 3,20 Metern einen besonders hohen Hub. Die Kammerschleuse ist trockengelegt, die Mechanik und die Holztore sind nicht mehr vorhanden.
Die Schleusenkammer und der in acht Meter in der Tiefe liegende Boden aus Sandsteinplatten ist hervorragend erhalten, ebenso ein unterirdischer Düker, dessen Rohre durch den gesamten Kanal führten.
Ferner ist im Umfeld der Schleuse ein 1,2 Kilometer langes Teilstück des Kanalbettes mit Treidelpfaden erhalten und komplett freigelegt.
Ein Förderverein setzt sich für den Erhalt der Anlage ein. 2014 stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Mittel für Natursteinarbeiten im Rahmen der Erhaltung des technischen Denkmals zur Verfügung.
Ziel des jetzigen Nutzungs-Konzeptes ist es, die Anlage in ihrer Funktion und Bedeutung - in konservatorischer und didaktischer Weise - erlebbar in Wert zu setzen. Schleuse 94 und der Ludwig-Donau-Main-Kanal sollen dabei als Teil der Kulturlandschaftsgeschichte von Menschen, Technik und Natur vermittelt werden.
Zusammen mit der Umweltstation Lias-Grube bietet es sich an, um die Schleuse 94 herum ein begleitendes didaktisches Programm zur Umweltbildung zu erarbeiten. Dabei sollte die gesamte Kulturlandschaft in diesem Raum mit einbezogen werden: Main-Donau-Kanal, Regnitztal, Sandäcker, Streuobstwiesen, Verkehrswege, etc.
Der Markt Eggolsheim hat in einem ersten Schritt zusammen mit dem Landschaftspflegeverband des Landkreises Forchheim die Schleusenkammer freigelegt.
Die zugewachsene Kanaltrasse wurde nördlich und südlich der Schleuse jeweils ca. 1,5 km gerodet. Die ehemaligen Treidelpfade sollen dann zukünftig zum Spazierengehen und zum Erkunden der Pflanzen- und Tierwelt einladen.
Mit der Inwertsetzung der Schleuse 94 konnte einerseits eine der bedeutendsten kulturhistorischen Ressourcen der Industriegeschichte des 19. Jahrhunderts in Bayern gesichert werden, andererseits auch das bereits bestehende Wanderwegesystem mit seinen vielen Kulturgütern erweitert werden. Die Schleuse ist nun integraler Bestandteil des Systems Wanderweg Kulturerlebnis Fränkische Schweiz und bietet auch neue Vernetzungsmöglichkeiten mit der Ökostation Liasgrube und dem Naturschutzgebiet Büg sowie dem Flusserlebnis Regnitzradweg und dem Flussparadies Franken.
Über den Markt Eggolsheim bzw. den Förderverein Schleuse 94 können auf Anfrage für Gruppen Führungen organisiert werden.
Einweihung
Als Industriedenkmal von europäischen Rang wurde am Samstag den 8. Juli 2017 die frisch sanierte Schleuse 94 an die Öffentlichkeit übergeben. Die Schleuse liegt auf dem Gemeindegebiet des Marktes Eggolsheim im Naturschutzgebiet “Büg”. Als Teil des 1846 fertigstellten Ludwig-Donau-Main-Kanals blickt die Schleuse 94 auf eine über 150-jährige Geschichte zurück. Nachdem das Frachtaufkommen durch die Konkurrenz der Eisenbahn ab Mitte des 19. Jahrhunderts stetig abgenommen hatte, wurde der Betrieb auf dem L-D-M-Kanal 1950 eingestellt. Seitdem sah sich die Schleuse 94 mit einem stetigen Verfall konfrontiert.
Durch das Engagement der Gemeinde Eggolsheim, allen voran dem 1. Bürgermeister Claus Schwarzmann, zahlreicher Fördermittelgeber (Oberfrankenstiftung, LEADER, Denkmalschutz, Förderverein Schleuse 94) sowie des federführenden Architekten Jürgen Schönfelder wurde die Schleuse 94 in den letzten Jahren wieder Instand gesetzt und einer neuen Nutzung zugeführt.
Heute finden in der Schleusenkammer in der warmen Jahreszeit Konzerte und Theateraufführungen statt. Ein besonderes Highlight der Schleuse 94 ist das neu errichtete Schleusenwärterhaus, das 1983 abgebrochen wurde. Das neue Gebäude verbindet gekonnt Moderne und Geschichte und beherbergt heute mehrere Schautafeln, die über die bewegte Geschichte des L-M-D-Kanals und der Schleuse 94 informieren.
Lage
Zwischen Neuses a. d. Regnitz und Eggolsheim direkt an der Staatsstraße 2244 liegt die heute trockene und begehbare Schleuse 94.
Von Eggolsheim führt ein Abzweig des Regnitz-Radwegs direkt zur Schleuse.Die Schleuse liegt direkt am Sieben-Flüsse-Wanderweg. Nächster Bahnhof: Eggolsheim in Neuses a.d.Regnitz.
Von der Straße her ist das Bild des Treidelmannes mit dem Pferd gut erkennbar.
Beleuchtung der Schleuse
Im Juli 2024 konnte die Beleuchtung der Schleuse 94 endlich in Betrieb gehen. Nach langer Vorbereitung wurde das Konzept umgesetzt, das der Schleuse 94 bei Einbruch der Dämmerung - vor allem von der Straße - eine besondere Wirkung verschafft.
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